Selbstkatheterisierung

Was kann ich mir unter der intermittierenden Selbstkatheterisierung vorstellen?

Bei der intermittierenden Selbstkatheterisierung wird die Harnblase mithilfe eines dünnen Kunststoffkatheters, der in die Blase eingeführt wird, mehrmals täglich entleert. Dies schützt vor den unangenehmen Folgen einer zu vollen, unvollständig geleerten oder zu aktiven Harnblase.

Warum soll ich mich selbst katheterisieren?

Selbstkatheterisierung – Lebensqualität und Sicherheit

Die Selbstkatheterisierung hat für Sie als Patient zwei wesentliche Vorteile:

  1. Sie ermöglicht Ihnen eine mobile, soziale und selbstständige Lebensweise, bei der Sie durch die Auswirkungen Ihres Blasenproblems weniger stark negativ beeinträchtigt sind. Da Sie Ihre Blasenprobleme bestenfalls über Stunden nicht berücksichtigen müssen, können Sie Ihre Lebensfreiheit mehr genießen, Aktivitäten unternehmen und entgehen so der sozialen Isolation.
  2. Die regelmäßige Entleerung der Blase ist außerdem wichtig für die Gesunderhaltung Ihres Körpers. Es werden Komplikationen wie Blasenentzündungen, Inkontinenz und - im schlimmsten Falle - Schädigungen der Nieren vermieden.

Sollten Sie Medikamente zur Steigerung der Blasenkapazität bzw. zur „Beruhigung“ der überaktiven Blase einnehmen, wie z. B. Anticholinergika, können diese auch im Zuge der Selbstkatheterisierung in flüssiger Form einfach über den Katheter gegeben werden. Lästige Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und Verstopfung können so reduziert werden.

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Wer ist dafür geeignet?

Für die Selbstkatheterisierung sind erstaunlich viele Personen geeignet, auch wenn sie im ersten Moment vielleicht etwas kompliziert zu sein scheint.

Mit ein wenig Übung und unter der fachkundigen Anleitung Ihres Arztes oder einer qualifizierten Pflegekraft, ist die intermittierende Selbstkatheterisierung relativ leicht zu erlernen.

Sofern Sie motorisch in der Lage dazu sind, kann sie quasi von jedem durchgeführt werden. Selbst (Klein-) Kinder können von ihren Eltern katheterisiert werden und ab dem Schulalter können Kinder lernen, sich selbst zu katheterisieren. Pflegende Personen sind in der Regel ohnehin dazu in der Lage.

Und da sie im Stehen und Sitzen durchgeführt werden kann, ist die Anwendung auch für Rollstuhlfahrer geeignet.

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ISK vs. Dauerkatheter

Die intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) ist die Methode zur Blasenentleerung, die dem natürlichen Weg des Wasserlassens am nächsten kommt. Sie können weitestgehend selbst entscheiden, wann und wo Sie Katheterisieren möchten und behalten so Autonomie und Mobilität.

Im Gegensatz zu einem Dauerkatheter muss nicht dauerhaft ein Urinbeutel getragen werden, was im Alltag wesentlich angenehmer ist.
Auch das Sexualleben ist mit der intermittierenden Selbstkatheterisierung weniger beeinflusst als durch einen Dauerkatheter.
Die Methode ist kurz-, mittel- und langfristig als sicher anzusehen.

Komplikationen wie Blasensteine, Harnwegsinfekte, Verengungen und Verletzungen des Harntraktes werden im Vergleich zu der Verwendung von Dauerkathetern minimiert¹.

Eine Dauerkatheterisierung kommt eher bei Patienten in Frage, die kognitiv und/oder motorisch nicht (mehr) in der Lage sind, eine hygienische ISK durchzuführen. Bei transurethralen (durch die Harnröhre) und suprapubischen Kathetern (durch die Bauchdecke) handelt es sich immer um einen Fremdkörper, der zu entzündlichen Veränderungen oder erhöhter Infektionsgefahr führen kann².

¹ Vigil HR, Hickling DR. Urinary tract infection in the neurogenic bladder. Transl Androl Urol. 2016 Feb;5(1):72-87. doi: 10.3978/j.issn.2223-4683.2016.01.06. PMID: 26904414; PMCID: PMC4739987.
² Arbeitskreis “Krankenhaus- und Praxishygiene” der AWMF, Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis,
Die Harndrainage 2015 (Reg.-Nr.: 029/007)

¹ Vigil HR, Hickling DR. Urinary tract infection in the neurogenic bladder. Transl Androl Urol. 2016 Feb;5(1):72-87. doi: 10.3978/j.issn.2223-4683.2016.01.06. PMID: 26904414; PMCID: PMC4739987.
² Arbeitskreis “Krankenhaus- und Praxishygiene” der AWMF, Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis,
Die Harndrainage 2015 (Reg.-Nr.: 029/007)

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Limitationen der Botoxinjektion

Die Botoxinjektion in den Blasenmuskel stellt eine weitere Möglichkeit der Therapie bei neurogener Blasenüberaktivität dar.

Da das Botulinum Neurotoxin A („Botox“) in den Blasenmuskel injiziert wird und damit zur Entspannung des Blasenmuskels beiträgt, wird es allerdings als minimalinvasive Maßnahme gehandhabt. Die Behandlung bedarf eines kurzen, ambulanten Eingriffs in Lokalanästhesie.

Indiziert ist die Botoxbehandlung hauptsächlich für Patienten, bei denen eine Behandlung mit Anticholinergika nicht wirkt oder zu nicht tolerierbaren Nebenwirkungen führt.

Die Wirkung des Botox ist zeitlich begrenzt und erfordert meist eine Wiederholung der Behandlung nach einiger Zeit.

Bei Patienten, die noch keine Selbstkatheterisierung durchführen, kann die Botox-Injektion dazu führen, dass diese durchgeführt werden muss. Es kann ebenfalls zur vermehrten Bildung von Restharn kommen¹.

¹ Vigil HR, Hickling DR. Urinary tract infection in the neurogenic bladder. Transl Androl Urol. 2016 Feb;5(1):72-87. doi: 10.3978/j.issn.2223-4683.2016.01.06. PMID: 26904414; PMCID: PMC4739987.
² Arbeitskreis “Krankenhaus- und Praxishygiene” der AWMF, Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis,
Die Harndrainage 2015 (Reg.-Nr.: 029/007)

Button_Limitationen der Botoxinjektion

Hygiene

Um Infektionen des Harntraktes zu vermeiden, ist eine hygienische Handlungsweise bei der Katheterisierung unerlässlich.

Im Folgenden haben wir einige Hinweise zusammengetragen, die Ihnen einen hygienischen Umgang erleichtern sollen:

  • Wenn möglich, sollten Sie immer auch die Ablagefläche der Materialien desinfizieren

  • Viele Katheter besitzen Klebeflächen an ihrer Verpackung oder Ösen zum Aufhängen, um Ihnen eine hygienische Handhabung
    zu erleichtern

  • Das Waschen der Hände ersetzt nicht eine hygienische Händedesinfektion

  • Beachten Sie bei jedem Schritt die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels

  • Bei einer Wischdesinfektion fassen Sie die Kompressen nur an einem Ende an

  • Achten Sie bei der Handhabung des Katheters immer darauf, nicht mit unsterilen Gegenständen und Körperteilen in Kontakt zu kommen

  • Falls Sie die Harnröhrenöffnung einmal verfehlen, verwerfen Sie diesen Katheter und benutzen einen Neuen

  • Einmalkatheter sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt und müssen nach Verwendung entsorgt werden

  • Wenn Sie ein Medikament instillieren: Achten Sie auch dabei darauf, dass die Teile, die mit dem Katheter in Berührung kommen, keinen Kontakt zu unsterilen Materialien/Haut haben

  • Berühren Sie die Verpackung des Adapters nur an der Außenseite

  • Vermeiden Sie Berührungen der Spritzenspitze
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